Debatte

Innovative Energie-Start-ups aus Deutschland und Europa

Der Klimawandel kann nur mit vereinten Kräften besiegt werden. Überall in Europa stellen sich Start-ups dieser Herausforderung und entwickeln bahnbrechende Lösungen. Von der CO2-Speicherung über grünen Wasserstoff bis zur Kreislaufwirtschaft viele Technologien haben das Potenzial, unsere Energieerzeugung zu revolutionieren und zu einer nachhaltigen Zukunft für alle beizutragen. Hier einige aussichtsreiche Kandidaten.

Wenn sich der Kreis schließt – Circular IQ

Die Kreislaufwirtschaft ist von der Idee getrieben, dass Nachhaltigkeit sich nicht auf einzelne Sparten beschränken darf. Alle Ressourcen und Produktionswege müssen in eine nachhaltige Wirtschaft eingebunden sein, sonst ist die nächste Rohstoffkrise nur eine Frage der Zeit. Maßgeblich sind dafür die 3R: Reduce, Reuse and Recycle. Der Rohstoffeinsatz soll also insgesamt geringer werden, Produkte sollen häufiger genutzt werden und Rohstoffe sollen wiederverwendbar werden. Circular IQ stellt Unternehmen Tools zur Verfügung, um das eigene Potenzial zu mehr Kreislaufwirtschaft zu messen und auszuschöpfen. Bei diesem Übergangsprozess steht Circular IQ inzwischen mehr als 2000 Unternehmen aus fast 100 Ländern zur Seite.

Nachhaltig anheizen für die Industrie – Heatrix

Bei der Umstellung auf erneuerbare Energieversorgung dürfen wir neben dem Strom nicht den Wärmesektor vergessen. In der Industrie macht Prozesswärme ganze 60 Prozent des gesamten Energieverbrauchs aus. Bei der energieintensiven Industrie setzt Heatrix an und möchte die Versorgung mit Prozesswärme komplett dekarbonisieren. Statt Kohle und Gas sollen Wind und Sonne die Energie für Hochtemperatur-Prozesswärme bereitstellen. Dazu wird eine modulare Lösung entwickelt, die Wärmeumwandlung und -speicherung miteinander verbindet. Die Versorgung mit grüner Wärme wird so wettbewerbsfähig und kostengünstig. Dieses Konzept hat auch die Jury des Start Up Energy Transition Awards überzeugt – Heatrix gehört zu den 15 Finalisten unter über 400 Bewerbungen.

CO2 in der Wand verschwinden lassen – IndiNature

Auch in den Bereichen Bau und Dämmung steckt viel Einsparpotenzial, wie das Start-up IndiNature zeigt. Dabei geht es nicht nur darum, überhaupt energieeffizienter zu dämmen, sondern der Dämmstoff selbst wird zum CO2-Speicher. Dazu werden biobasierte Materialien und Bauprodukte aus traditionellen Nutzpflanzen genutzt. Die Naturfasern tragen nicht nur zum Klima auf globaler Ebene bei, sondern verbessern auch das Innenklima zuhause. Im Vergleich zu synthetischen Dämmstoffen können Naturstoffe passiv Feuchtigkeit und Temperatur regulieren, davon profitiert auch die Gesundheit der Bewohner. IndiNature arbeitet bereits auf industriellem Maßstab und sieht sich selbst als Marktführer. Im Januar 2023 konnte IndiNature erfolgreich 2 Millionen Pfund für die zweite Finanzierungs-Phase einwerben.

Schwankungen der Erneuerbaren ausgleichen – volterion

Eine entscheidende Herausforderung bei der Energiewende bleibt der großflächige Ausbau von Energiespeichern. Unser Energiesystem war historisch gesehen immer stark zentralisiert aufgebaut: Ein zentrales Kraftwerk liefert Höchstspannung, die auf die umliegenden Verbraucher in niedrigeren Netzebenen abfällt. Durch die Umstellung auf Erneuerbare Energien wird unser Stromnetz dezentralisiert. Wind- und Sonnenenergie liefern nicht nur niedrigere Spannung als beispielsweise Kohlekraft, sondern schwanken im Tages- und Jahresverlauf. An der Entwicklung von Speichertechnologien, die diese Schwankungen ausgleichen können, arbeitet beispielsweise volterion, ein Spin-Off des Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik.

Grüner Wasserstoff – Enapter

Grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser unter Verwendung erneuerbarer Energiequellen hergestellt und kann als sauberer, erneuerbarer Kraftstoff für eine Vielzahl von Anwendungen, einschließlich Verkehr und Stromerzeugung, verwendet werden. Verschiedene Start-ups wie Enapter arbeiten intensiv an der Entwicklung kostengünstiger und effizienter Systeme zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Die Einführung von grünem Wasserstoff hat das Potenzial, unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen drastisch zu verringern und zu einem saubereren und nachhaltigeren Energiesystem zu führen.

Im Kampf gegen den Klimawandel sind Start-ups die Innovationstreiber. Mit den richtigen Anreizen und politischer Unterstützung können Innovation und neue Ideen eine enorme Wirkung entfalten. Seien wir also offen für den technologischen Wandel und unterstützen wir diese Start-ups in ihrer wichtigen Arbeit!

AutorHannes Vogel

Consultant

Hannes Vogel studierte Physik in Berlin und in Stockholm. Mit Energie- und Nachhaltigkeitsthemen beschäftigt er sich bereits seit langer Zeit, bspw. in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und bei der Deutschen UNESCO-Kommission. Seit Februar 2023 arbeitet er als Consultant bei Strategic Minds Company – einem Unternehmen, das Politikberatung in Klima- und Energiefragen anbietet.