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Nicht nur "Champagner der Energiewende“ – Wasserstoff wird endlich zentrale Säule der Klimapolitik

Wichtiger Schritt der Bundesregierung zum Pragmatismus – Eine kluge Carbon-Strategie im Herbst muss folgen.

Der Beschluss des Bundeskabinetts zur Fortschreibung der Nationalen Wasserstoff-Strategie kann in seiner Bedeutung gar nicht überschätzt werden. Sie markiert eine Hinwendung zu Pragmatismus und Innovationsoffenheit. Endlich könnte mit ihr der lang angekündigte Wasserstoff-Hochlauf gelingen. Es ist nicht zu spät, aber lange überfällig: Die neue Strategie schneidet alte Zöpfe ab und führt die Energie- und Klimapolitik auf einen realistischen Transformationspfad. Die neue Strategie tut Deutschland gut:

  • Sie beendet die „All Electric“ oder „Almost All Electric“ - Strategie, die lange Zeit die Klimaschutzpolitik geprägt hatte. Wasserstoff ist nicht mehr nur der „Champagner“ der Energiewende, sondern wird zentraler Bestandteil. Es war Illusion zu glauben, man könne ein Energiesystem, das zu 80% aus Molekülen und zu 20% aus Elektronen besteht, allein per „ordre de mufti“ in wenigen Jahren ins Gegenteil verkehren.

  • Sie ermöglicht die Anwendung von Wasserstoff für industrielle Anwendungen, aber auch für den Wärmemarkt und den Verkehr. Entsprechend erhöht die Regierung die Bedarfsprognose für Wasserstoff und seine Derivate auf 95-130 Terrawattstunden.

  • Sie beendet das Schreckgespenst des Rückbaus der Gasnetze, welcher Milliardengräber geschaffen hätte. Stattdessen setzt sie – wo immer möglich – auf die Nutzung der bisherigen Gasinfrastruktur, indem sie diese für Wasserstoff nutzt. Sie unterstützt den Bau von Wasserstoff-Fernnetzen sowie einer Wasserstoff-Importstruktur durch die Anpassung der LNG-Erdgasterminals für die Nutzung von Wasserstoff bzw. von Derivaten wie Ammoniak oder synthetisches Methan.

  • Sie entsagt der fast nur in Deutschland praktizierten Wasserstoff-Farbenlehre, die einen schnellen Hochlauf des Wasserstoffmarktes bisher ausgebremst hatte. Aus Erneuerbaren Energien gewonnener grüner Wasserstoff hat Priorität und wird ausdrücklich gefördert, aber auch andere "Farben" sind in Deutschland willkommen. Diese Wende deutete sich seit einiger Zeit an.

  • Positiv ist, dass neben dem Export von Wasserstoff auch die heimische Produktion ausgebaut wird. Eine klare Export- und Speicherstrategie sollten die nächsten Schritte sein.

Neben Erneuerbaren Energien, die der Hauptträger der Energiewende bleiben, werden nun klimaneutral erzeugte „grüne Gase“ als tragende Säule der Klimapolitik anerkannt. Auch die Unterstützung von Unternehmen wie Salzgitter oder thyssenkrupp zur Produktion von „grünem Stahl“ durch Wasserstoff ist dafür Beleg. Allerdings darf es nicht bei solchen „Leuchtturm-Projekten“ bleiben, wichtig ist die Berechenbarkeit des Regulierungsrahmens für die Wirtschaft. Nur so wird der Hochlauf gelingen und tragfähig.

Wenn die Bundesregierung diesem wichtigen Schritt im Herbst eine ebenso kluge Carbon-Management-Strategie folgen lässt - also die Öffnung für CCS/CCU und den Transport von Kohlendioxyd ermöglicht, könnte es doch noch was werden mit der Erreichung der Klimaziele. Hoffentlich lernt die Regierung, dass der Erfolg von Energie- und Klimapolitik nicht in dem Ausrufen ehrgeiziger Ziele besteht, sondern auf der mühevollen Arbeit an komplexen Transformationspfaden beruht. Das geht nicht über Computermodelle am grünen Tisch, sondern durch die Einbeziehung des Rates der Praktiker in der Wirtschaft und durch den Erhalt der Akzeptanz der Bürger.

Das Clean Energy Forum (CEF) ist eine unabhängige, anerkannt gemeinnützige Denkfabrik. Sie will, dass die deutschen, europäischen und weltweiten Klimaziele erreicht werden – was nur durch die Entfesselung aller wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Potentiale zu schaffen ist. Das Clean Energy Forum (CEF) bringt mehr Pluralität in die klima- und energiepolitische Debatte in Deutschland bringen – durch den offenen Austausch über wissenschaftliche und technische Erkenntnisse und die konkreten Erfahrungen der Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft.

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